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Sich selbst tanzend erfahren
Sich selbst tanzend erfahren
22.06.2012, von Julia Russ, SÜDKURIER
200 Schüler und Erwachsene proben gemeinsam für das Tanzereignis Feuersommer im Stadtgarten. Projekt soll Jugendliche vom Computer fernhalten
Bild/Autor: Russ
Um die 200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene wirbeln durch die Turnhalle der Grundschule im Wallgut. Zur Musik von Bizets Carmen vollführen sie Sprünge, Drehungen und werfen sich alle im selben Moment zu Boden, um gleich wieder weiter zu tanzen. Der freie Choreograph und Regisseur Konstantin Tsakalidis probt mit ihnen für das Tanzereignis Feuersommer, das am 29. und 30. Juni jeweils um 20 Uhr in der Konzertmuschel im Stadtgarten zu sehen sein wird. Mit Feuereifer üben die Tanzbegeisterten verschiedener Grundschulen und weiterführender Schulen aus dem Raum Konstanz und Tänzerinnen und Tänzer des Studios Tanzform von Elke Scheller seit November für ihre Auftritte. Kooperationspartner ist die Südwestdeutsche Philharmonie.
Der Abend beginnt mit einer Hip-Hop-Show der Tanzformation Toyz of Noyz von Tanzform. Darauf tanzt die Formation Feuersommer zu den Carmen-Suiten 1 und 2, gespielt von 50 Südwestdeutschen Philharmonikern unter der Leitung des französischen Dirigenten Jean-Louis Forestier.
Das Eduart-Programm der Südwestdeutschen Philharmonie wendet sich seit drei Jahren an junge Zuhörer und auch durch Feuersommer sollen Kinder nun für klassische Musik begeistert werden. «Eine Tanzproduktion in diesem großen Stil machen wir das erste Mal», erklärt der Intendant Florian Riem. Das Motto lautet dabei «Weg vom Computer, hin zu sich selbst». Kinder säßen heute in ihrer Freizeit sehr viel vor dem Laptop oder dem I-Phone, so Riem. «Sich körperlich in ein Projekt einzubringen, fehlt vielen Kindern unheimlich.»
So sieht es auch Tsakalidis, der die Choreographie entwickelte: «Kinder sind oft sehr von ihrem Köper entfremdet und nicht bei sich selbst.» Bei vielen Projekten mit Schülern hat er schon bemerkt, wie positiv ein gemeinsames Tanzerlebnis sich auf das Körper- und Selbstwertgefühl auswirken könne. «Es ist wie eine emotionale Dusche.»
14 Tanzpädagoginnen übten regelmäßig mit den Gruppen der verschiedenen Schulen die Tanzstücke ein und tanzen selbst auch bei den Aufführungen mit. Jeden Samstag wird unter der Leitung von Tsakalidis gemeinsam geprobt.
Dabei geht es mit Disziplin, aber auch sehr kindgerecht zu, so dass auch die Kleinsten viel Freude haben. «Nähmaschine!», ruft Tsakalidis, wenn die Kinder schnelle Trippelschritte machen sollen, «Vogel» heißt es, wenn sie die Arme ausbreiten sollen. «Verkopfte Anweisungen verstehen kleine Kinder noch nicht, deswegen arbeiten wir mit Bildern», erklärt er.
Die «coolen Tanzschritte» gefallen auch der 10-jährigen Lea und ihren Freundinnen, die am Projekt teilnehmen. Klassische Musik fand Lea vorher «geht so», nun hört sie die Carmen-Suiten sehr gerne. Einige Mädchen tragen beim Proben schon ihre roten Kleider, die das einzige Kostüm sein werden. Ein Bühnenbild gibt es nicht, sondern der Tanz findet auf der leeren Bühne statt. «Tanz und Musik sollen für sich sprechen», so Tsakalidis.